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Über vierzig Jahre war diese Uhr das Wahrzeichen des Marktplatzes, ehe sie 1927 dem Straßenausbau weichen musste. Die Offenbacher Luftgewehr-Schützen führten zu dieser Zeit hauptsächlich vereinsinterne Wettkämpfe auf fünf, sechs, acht und zehn Metern Distanz durch, die nur gelegentlich, etwa bei Freundschafts- oder Pokalschießen gegen andere Vereine eine willkommene Abwechslung erfuhren. Das genügte den Sportschützen auf Dauer natürlich nicht und so trafen sich im Januar 1914 mehrere Offenbacher Vereine um einen Verband oder, wie man damals sagte, einen Bund ins Leben zu rufen, dessen Hauptaufgabe es war, einheitliche Regeln zu schaffen und eine jährliche Vereins-, und Einzelmeisterschaft sowie diverse Pokalschießen durchzuführen. Die Federführung bei diesem Treffen hatte Karl Lucke von der "Ersten BSG von 1906" (BSG ist die Abkürzung für ‚Bolzen-Schützen-Gesellschaft'). Heute ist nur noch überliefert, dass außer diesem Verein auch die "Schützen-Gesellschaft (SG) Gut Ziel 1902", die "SG 1907" und die "SG 1912" an der Gründung beteiligt waren. Als Einzelmitglieder sind aus der Gründungsversammlung nur noch Johann Zschech, Karl Kastner, Johann Sehring und Karl Seitz namentlich bekannt. Leider gingen in den Wirren zweier Weltkriege die gesamten Unterlagen der Gründung verloren, sodass die Namen weiterer Vereine und ihrer Mitglieder heute nirgendwo mehr zu finden sind. Insgesamt sollen es etwa um die zwanzig Vereine gewesen sein.
Schützenbruder Kaspar Übel, der
der Schützenvereinigung bereits vor 1929 angehörte, erinnerte sich
1974 als älterer Herr in einem Gespräch mit mir, nur an die vorgenannten
Vereine. Die näheren Umstände der Gründung kannte auch er nur
aus Erzählungen von Leuten, die dabei waren. Die Offenbacher Schützen sahen sich schon immer als reine Sportler, ohne militärische Basis und wollten sich von vornherein klar gegen die soldatisch traditionellen Schützenvereine, die es überall im Reichsgebiet gab, abgrenzen. So wurden die Vereine von einem Vorsitzenden repräsentiert und nicht, wie bis heute bei Großvereinen allgemein üblich, von einem Hauptmann. Ebenso wurden Uniformen und Orden strikt abgelehnt. Statt Orden verlieh man Bronze-, Silber-,
und Gold-Nadeln, wie sie dann auch der viele Jahre später gegründete
"Deutsche Schützenbund" eingeführt hat. Bei der Gründung der Vereinigung wurde die Distanz
von fünf Metern allgemein eingeführt, damit konnte in fast jeder
Gaststätte mit Kolleg ein Schießstand aufgebaut
werden, zumal damals nur eine Schießbahn benötigt wurde.
Auch die in dieser Zeit allgemein üblichen Zwölfer-Zielscheiben
wurden vereinheitlicht und sind, abgesehen von Korrekturen der Ringabstände
und der Größe des Zwölferpunktes, bis heute nahezu unverändert
im Gebrauch. Die Korrekturen waren notwendig geworden, weil durch vormalige
ungenaue Mess-Methoden die Ringabstände unterschiedlich groß waren. Da die Gewehre der Vorkriegszeit
noch einen glatten Innenlauf hatten, musste bis nach dem Ende des Zweiten
Weltkrieges mit "Bolzen" geschossen werden. Bolzen waren kleine, spitze
Metallgeschosse, Kaliber 4,5mm, deren Flug-Stabilität
durch kleine Federbüsche am hinteren Ende erreicht wurde. Das Kaliber 4,5mm ist bis heute das Gleiche geblieben, ebenso wird noch immer mit Luftdruck-Gewehren geschossen, die die Hersteller bis heute allerdings zu hochtechnischen, zielgenauen und rückschlagfreien Präzisions-Sportgeräten weiter entwickelten. Die circa zwanzig Vereine, die im Januar 1914
zusammen gekommen waren, wurden sich schnell einig und nannten den Dachverband
fortan: "Freie Zimmer-Schützen-Vereinigung, gegründet 1914".
Schnell waren sie sich über die Satzung und einheitliche sportliche Regeln
einig. Sie beschlossen die Förderung der Geselligkeit als zweites
wichtiges Standbein neben dem Schießsport, mit in die Statuten aufzunehmen. |
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