Geschichte der Schützenvereinigung


Die beiden Weltkriege

Der Ausbruch des ersten Weltkrieges noch im Gründungsjahr unterbrach jäh die hoffnungsvolle Aufwärtsentwicklung der jungen Vereinigung. Doch gleich nach Kriegsende kamen die Offenbacher Schützen wieder zusammen.
Die Initiatoren änderten noch 1918 den Namen in:

"Bolzen-Schützen-Vereinigung von 1914".
Sie versuchten dort weiterzumachen, wo vor den unseligen letzten Jahren der Kaiserzeit aufgehört werden musste.

Festzug

Trotz eines großen Sommerfestes im Jahre 1920 dauerte es dann aber weitere neun Jahre, ehe die Vereinigung 1929 ihre Verbandsarbeit wieder regulär aufnehmen konnte. Die großen Nöte der langjährigen Inflationszeit ließen es nicht zu, dass die Menschen irgendwelchen, Kosten verursachenden Freizeit-Beschäftigungen nachgingen. Zwar kamen die führenden Mitglieder der Vereine auch 1924 anlässlich des zehnjährigen Bestehens wieder zusammen, aber von einer wirklichen Wiedergründung kann man erst 1929 sprechen. Man strich das Wort "Bolzen" aus dem Namen und nannte sich nun:

"Schützenvereinigung 1914, Sitz Offenbach am Main".

Karl Wasserthal wurde als unermüdlicher Kämpfer für den Zusammenschluss zum Vorsitzenden gewählt. Doch hauptsächlich war es dem Organisationstalent des damaligen Vereinigungs-Geschäftsführers Carl Höfling zu verdanken, dass schon 1929, mit insgesamt 38 Vereinen aus Stadt und Kreis sowie aus Frankfurt Oberrad, -Sachsenhausen und -Fechenheim in drei Klassen geschossen werden konnte.

Aus zeitlichen und organisatorischen Gründen feierte man das fünfzehnjährige Bestehen erst 1930, mit einem Jahr Verspätung. Das Schützenfest, das aus diesem Anlass in Offenbach stattfand, dauerte volle drei Tage. Höhepunkt der Feierlichkeiten war ein Festzug mit 56 Zugnummern, der durch Offenbachs geschmückte Straßen ging. Beginnend im Nordring, zogen die Schützen unter Fanfaren- und Trommelklängen der Spielmannszüge zum Festplatz in der Gemaa Tempelsee.

Dort wurden auch die Sieger der offenen Stadtmeisterschaft geehrt, die ebenso für angeschlossene- wie für Gastvereine ausgeschrieben war. Geschossen wurde mit Mannschaften zu je sechs Schützen. Stadtmeister wurde der "Schützenverein Gallus Frankfurt" mit 648 Ringen, was durchschnittlich 108 Ringe je Mannschafts-Schütze bedeutet.
Dahinter kam der "Schützen-Club Schützengilde" mit 643 (107,017) Ringen auf den zweiten Platz. Der beste Verein der Vereinigung war der "Bolzen-Schützen-Verein Einigkeit", der mit 639 (106,5) Ringen den dritten Platz belegte.
Ein Tages-Feuerwerk zu Beginn und ein nächtliches Brillant-Feuerwerk zum Abschluss, waren weitere Glanzpunkte der Festtage.

Als 1933 die Nationalsozialisten die Macht ergriffen, war die Schützenvereinigung bereits so weit gefestigt, dass ihr das Hitler-Regime nur wenig anhaben konnte. Dennoch ging eine spürbare Erschütterung durch ihre Reihen, wie Vereinigungs-Schießwart Kaspar Übel und -Schriftführer Georg Weiß in der Festschrift zum 40jährigen Bestehen der SVO im Jahre 1954 schrieben.

Erst im September 1939 wurde mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges dem vereinigten Schießsport in Offenbach zum zweiten Mal ein jähes Ende gesetzt.