Geschichte der Schützenvereinigung


Die Wiedergründung nach Kriegsende

Nach Kriegsende dauerte es wieder fünf Jahre, ehe Carl Höfling, Peter Schmidt und Kaspar Übel im Jahre 1950, mit Erlaubnis der amerikanischen Besatzungsmacht beginnen durften, die Offenbacher Luftgewehr-Sportschützen wieder zusammen zu suchen. Mit den Vereinen: "BSC Bavaria", "SG 1929", "BSC Adler 1929", "BSC Eule" und "BSC Hubertus" wurde dann der Zusammenschluss am 10.August 1951 unter dem Namen:

"Schützenvereinigung 1914 e.V. Offenbach am Main"
erneut vollzogen. Carl Höfling vom "BSC Adler 1929" wurde erster Vorsitzender.

Als erster Nachkriegs-Vereinigungsmeister ging im Jahre 1952 aus einer Meisterschaftsrunde mit acht Vereinen der "BSC Eule", mit einem Jahres-Durchschnitt von 672,4 Ringen hervor. Das war mit durchschnittlich gut 112 Ringen je Schütze bereits ein wesentlich höheres Ringergebnis, als noch 1929 und zeigt, dass ständig verbesserte Luftgewehre und neue Trainings-Methoden eine kontinuierliche Leistungsverbesserung mit sich brachten.

Der Vereinigungs-Einzelmeister Willi Schmidt vom "BSC Eule" erzielte 1952 bereits einen Jahresdurchschnitt von 113,5 Ringen.
Schützenkönig wurde im gleichen Jahr Wilhelm Niebling. Seine Vereinszugehörigkeit ist nicht mehr bekannt.
1953 wählte die Vereinigung Norbert Hlawatschek für den erkrankten Carl Höfling zum ersten Vorsitzenden. Karl Meth wurde zweiter Vorsitzender, Georg Weiß Schriftführer, Josef Fay Kassierer, Kaspar Übel erster Schießwart, Peter Schmidt Ehren-Schießwart und Fritz Schlee Pressewart. Die Vereinszugehörigkeit der einzelnen Vorstandsmitglieder ist mir leider auch nicht bekannt.

Für einen Eklat sorgten in dieser Zeit der unvergessene Heinrich Geyer, vom "Offenbacher Schützen-Club (OSC) 1952" und Georg Bätz vom "SV Alpenrose Bürgel 1953", die viele Jahre später überaus erfolgreich als Sportwart und Präsident der Vereinigung fungierten.
Sie setzten gegen Hlawatscheks Widerstand durch, dass erstmals in der Geschichte des Schießsports in Offenbach, Frauen mitschießen und sogar in den Mannschaften als gleichberechtigte Schützen eingesetzt werden durften.

Der Haupt-Beweggrund der beiden war freilich, wie Heinrich Geyer später erzählte und Georg Bätz bestätigte, nicht der Kampf für die Emanzipation der Frauen, sondern die geringe Anzahl der durch den Krieg arg dezimierten Männer in den Vereinen. Dem konnte sich schließlich auch der erste Vorsitzende nicht verschließen. Das Beispiel machte schnell Schule und heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass der Schießsport in unserer Region bis 1953 eine reine Männer-Domäne war.

Das Sportamt der Stadt Offenbach schrieb noch im gleichen Jahr, erstmals nach dem Krieg, wieder eine Stadtmeisterschaft der Fünf-Meter-Schützen aus. Sieger wurde der "BSC Adler 1929".

Die im Kreis Offenbach (damals Landkreis) ansässigen Vereine waren in den Fünfzigern noch von der Teilnahme an der Stadtmeisterschaft ausgeschlossen. Sie trugen am gleichen Tag ein Wanderpreisschießen der Vereinigung aus. Als erster Sieger trug sich die "SG Adler Heusenstamm" ein.

1954, im 40 Jubiläumsjahr, waren bereits wieder 31 Vereine angeschlossen, die in drei Klassen um die Meisterschaft kämpften. Vereinigungsmeister wurde, nach 1953 zum zweiten Mal der "SV Diana Tempelsee".

In diesem Jahr legte der Vorstand auf Beschluss der Mitgliederversammlung auch den Jahresdurchschnitt zur Erreichung der Bronzenen-, Silbernen-, und Goldenen Nadel auf 110, 112, beziehungsweise 114 Ringe fest.

Schon 1957 wurde es nötig die "Spange" für einen Durchschnitt von 116 Ringen einzuführen und 1963 kam, wegen der ständig steigenden Leistungen, die "Leistungsnadel" für 117,5 Ringe hinzu. Amtierender Einzelmeister war 1963 Karl Heinz Helbing vom "SV Freischütz" mit bereits 118,7 Ringen im Jahresdurchschnitt

Im Jahre 1961 schufen SVO Vorstandsmitglied Georg Bätz vom "SV Alpenrose Bürgel" und Johnny Bruhns, aus dem Rechtsanwalts-Büro Ritter, eine neue, "ordentliche" Satzung, die die "fliegenden Blätter" der seitherigen Statuten ablöste und eine geordnete und vereinsrechtlich fundierte Grundlage für die Vereinigungsarbeit bildete.

Zum 50.Jubiläum 1964 veranstaltete der Vorstand mit Norbert Hlawatschek (1.Vorsitzender), Georg Bätz (2.Vorsitzender), Karl Heinz Schwab vom "SV Freischütz" (Schriftführer), Erwin Crönlein vom "BSC Bavaria" (Kassierer), Erwin Bezold ebenfalls vom "BSC Bavaria" (1.Schießwart) und Walter Hergert vom "BSV Hubertus" (2.Schießwart), einen Festakt, mit Chorgesang, Ehrungen und Tanz.

Erwin Bezold übernahm im Herbst des gleichen Jahres das Amt des ersten Vorsitzenden und Walter Hergert rückte zum ersten Schießwart auf.
Norbert Hlawatschek, der seit seinem Rücktritt 1964 Ehrenvorsitzender der SVO war, stiftete 1968 einen Pokal für die Schießsport treibenden Frauen. Es war eine Verbeugung vor den Leistungen und gleichzeitig die Entschuldigung für seine starrsinnige Haltung, mit der er 1953 die Entwicklung zum gleichberechtigten Sport für Männer und Frauen zu verhindern versuchte.
Das erste "Damen-Pokalschießen" wurde noch im gleichen Jahr durchgeführt und wird heute, im Jahr 2008 zum vierzigsten Mal ausgetragen. Als erste Siegerin trug sich damals "Ursula Maskow" vom "SV Wildschütz" ein.

Ebenfalls 1968 vereinbarte der damalige Vorstand mit der Städtischen Sparkasse Offenbach die Einführung eines Sparkassen-Pokal-Schießens für Dreier-Mannschaften, das ebenfalls seit nunmehr vierzig Jahren bestand hat.

Nach Erwin Bezolds Rücktritt im Herbst 1968, wählte die Hauptversammlung Günter Wiegand vom SV Gut Ziel Bieber zu dessen Nachfolger. In diesem Jahr wurde auf Betreiben von Peter Jacobi vom SKV Silbervogel Hainhausen, das "Goldene Gewehr", für einen 119er Jahresdurchschnitt, neu geschaffen.
1970 wurde in der Meisterschaftsrunde zusätzlich über der A-, B- und C-Klasse eine Leistungsklasse eingeführt. Sieger und damit Meister der SVO 1970 wurde der Vereinigungs-Rekordmeister "SV Freischütz".

Im gleichen Jahr, nach nur knapp zwei Jahren unter Günter Wiegands Führung, übernahm Georg Bätz vom "SV Alpenrose Bürgel" den Vorsitz, den er schließlich 27 Jahre, bis 1997 innehatte. Zweiter Vorsitzender wurde Horst Bernert vom "SV Sankt Hubertus Obertshausen", Schriftführer Harald Zschech vom "SV Gut Ziel 1902", Kassierer Günter Neuhäusel vom "SV Gut Ziel Bieber", 1. Schießwart Georg Gruse vom "SC Vollkorn 1967 Bürgel", 2.Schießwrt Werner Gröll vom "SV Klosterjäger" und Pressewart Holger Deparade vom "SV Sankt Hubertus Obertshausen".

Die erste Amtshandlung des neuen Vorstandes war die Sanierung der Kasse, denn die Vereinigung stand in jener Zeit kurz vor der Insolvenz. Mit einer flammenden Rede vor der eilends einberufenen außerordentlichen Mitglieder-Versammlung in der TVO Turnhalle erreichte Georg Bätz, dass jedes, der zu dieser Zeit über 800 Mitglieder, mehr oder weniger freiwillig, aber notgedrungen zwei Mark für die nötigsten Schuldenbegleichungen "spendete". Schon nach wenigen Wochen hatten er und sein Vorstand, die Kasse einigermaßen saniert. Durch die wiederhergestellte Solvenz der Vereinigung ging es dann auch endlich wieder sportlich und gesellschaftlich aufwärts.

Die Leistungsklasse wurde nach nur einem Jahr vom neuen Vorstand wieder abgeschafft.

Die Partnerschaft mit der Bank der Offenbacher, die Dank des damaligen Werbeleiters Kurt Vetter zustande kam, wird von dessen Nachfolger Peter Bauer in dankenswerter Weise weitergeführt. Zwischenzeitlich entwickelte sich die Partnerschaft zum Sponsoring.

Ab 1974, noch unter Kurt Vetter, wurde auch das Damenpokalschießen von der Sparkasse gesponsert. Erste Gewinnerin des neuen Pokals war Annette Pest vom "SV Sankt Hubertus Obertshausen".
In dieser Zeit beschloss der SVO-Vorstand, die Satzungen und Schießbestimmungen den Vereinen nicht länger als Einzelexemplare in zusammengehefteten DIN A4 Blättern auszugeben und händigte sie von da an zum Selbstkostenpreis in handlichen DIN A7 kleinen Ordnern auch an alle Einzelmitglieder aus.

1978 zeichnete der amtierende zweite Vorsitzende Karlheinz Möhler vom "SV Wildschütz" im Auftrag des Vorstandes, den ersten Vorsitzenden Georg Bätz wegen seines unermüdlichen Einsatzes für die Vereinigung, mit der neu geschaffenen Goldenen Ehrennadel mit Brillanten für besondere Verdienste um die SVO und den Schießsport aus.

Um eine Hessen-Meisterschaft der Fünf-Meter-Schützen austragen zu können, war die Mitgliedschaft im Hessischen Landes-Sportbund unerlässlich. Auf Anfrage wurde dem Vorstand mitgeteilt, dass eine Mitgliedschaft nur mit Zustimmung des "Deutschen Schützenbundes" (DSB), möglich sei. Georg Bätz setzte sich mit dem Kreisschützenmeister des DSB, Karlo Becker aus Bieber und Herrn Kämmerer aus Frankfurt, vom Hessischen-Landes-Sportbund in Verbindung, worauf zähe Beitritts-Verhandlungen begannen.
Um es kurz zu machen: Die Mitgliedschaft in Hessens oberster Sportvertretung scheiterte, trotz der Fürsprache des Offenbacher SPD Landtagsabgeordneten Horst Engel, an Karlo Beckers Veto und, daraus folgend, dem "Nein!" des Deutschen Schützenbundes.
Georg Bätz und der Vorstand hatten das Ansinnen des DSB und seines Kreis-Schützenmeisters einstimmig abgelehnt, einem Großverband unter Führung des DSB beizutreten und die Meisterschafts-Schießen zukünftig von dessen Gremien durchführen zu lassen. Die SVO verzichtete auf überregionale Meisterschaften und behielt, als der zwar viel kleinere, jedoch auch viel ältere Schützen-Verband die Eigenständigkeit.

An einem Jubiläumsschießen zum 150jährigen Bestehen der Sparkasse im Jahre 1983 nahmen 147 Schützender SVO teil. Den Siegerpreis, eine wertvolle, silberne Ernst-Ludwig-von-Hessen-Gedenkmünze vom 23.Verbandsschießen am 23. Juli 1908 errang Michael Peinelt von der "SG Adler Heusenstamm". Den Maria-Theresien-Taler für Platz Zwei erzielte Vereinigungs-Präsident Georg Bätz und je einen ¼ Dukaten von 1618 erhielten für den dritten Platz Hanns Höreth vom "SV Eintracht" und als beste Teilnehmerin Heike Bernert vom "SV Sankt Hubertus Obertshausen".

In den achtziger Jahren schloss der Vorstand die Lücke zwischen Leistungsnadel und Goldenem Gewehr mit der Sportlernadel der Schützen für einen Jahresdurchschnitt von 118,0 Ringen. Gleichzeitig wurde der Durchschnitt zum Erreichen der Leistungsnadel auf 117,0 herabgesetzt.
Zur gleichen Zeit wurden die Bronzene Ehrennadel mit Rubinen und die Silberne Ehrennadel mit Saphiren geschaffen. Sowohl die angeschlossenen Vereine, als auch Einzelmitglieder oder der Vorstand der SVO konnten nun die Ehrennadeln für verdiente Personen innerhalb oder außerhalb der SVO beantragen. Die Entscheidung über die Vergabe lag und liegt allerdings letztlich beim Vorstand.

Ein "erweiterter Vorstand" wurde erstmals gewählt, dem zunächst zwei Vertreter jeder Klasse angehörten, und der den "geschäftsführenden Vorstand" bei Bedarf entlasten soll.

Der "Vorstand" wurde in diesen Jahren formal in ein "Präsidium" umgewandelt, damit die SVO als Dachorganisation und die angeschlossenen Vereine mit ihren Vorständen ein Unterscheidungs-Merkmal hatten. Jeder Unkundige konnte nun, ohne lange nachzufragen wissen, ob er es mit der Vereinigung (Präsidium) oder einem Verein (Vorstand) zu tun hatte. Wobei das lateinische Wort "Präsidium" nichts anderes heißt, als "Vorstand".
Die Bezeichnungen einiger Präsidiums-Mitglieder änderten sich mit der Umwandlung. Aus dem 1. Vorsitzenden wurde der Präsident, der 2. Vorsitzende wurde zum Vize-Präsident, die Kassiererin wurde zur Schatzmeisterin, und die Schießwarte zu Sportwarten. Die Bezeichnungen für die Schriftführerin und den Pressewart blieben bestehen.

In diese Zeit fiel auch die Gründung der Interessen-Gemeinschaft-Offenbacher-Schützenvereine (IGOS). Ein Zusammenschluss aller Offenbacher Schützen, ob Feuer- oder Luftdruckwaffen-, ob Pistolen- oder Gewehr-Schützen. Auch die Jäger-Vereinigung schloss sich an. Sogar die Polizei zeigte Interesse. Das Ziel war, mit finanzieller Unterstützung des Landes Hessen und der Stadt Offenbach sowie mit Eigenhilfe ein Schützenhaus für alle zu bauen.

Die Stadt wollte ein Grundstück im Industriegebiet Waldhof zur Verfügung stellen, aber auch eine Liegenschaft in Heusenstamm stand zur Disposition. Auch Sponsoren für Baumaterial, -maschinen und -fahrzeuge standen bereit, um eine Halle für Feste, eine Gaststätte mit Tagungsräumen und im Keller die Schießstände für nahezu alle Arten von Schießdisziplinen zu bauen. Man sprach von mindestens 50 Schießbahnen. Doch die Angelegenheit kam über die Planungsphase nicht hinaus.
Irgendjemand war aufgefallen, dass die SVO nicht dem Landes-Sport-Bund angehörte und somit nicht Mitglied der IGOS sein konnte und durfte.
Die Schützenvereinigung musste die IGOS verlassen. Damit war allerdings auch der, mit damals 32 Vereinen und weit über 800 Mitgliedern, stärkste Verband unter Offenbachs Schützen und Jägern nicht mehr im Boot. Die verbliebenen Vereine mit ihrer geringen Mitgliederzahl machten es sowohl dem Land Hessen, als auch der Stadt Offenbach unmöglich, eine verhältnismäßig hohe Investition von Steuergeldern für eine so kleine Anzahl von Nutznießern vor dem Steuerzahler zu vertreten. Der Traum vom eigenen Domizil der Schützen war zerplatzt wie eine Seifenblase.